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1. Das Deutsche Reich - S. 12

1905 - Berlin : Mittler
12 So muß es ferner als Vermittlerin auftreten zwischen dem ungeheure Mengen von Rohstoffen produzierenden Osten und dem konsumierenden industriereichen Westen Europas. Naturgemäß erwächst dem Reiche aus diesem »wechselseitigen Er- gänzungsbedürfnis« großer Gewinn. Welche ftröfse hat das Reich, und wieviel Einwohner besitzt es? In Europa nimmt Deutschland hinsichtlich der Größe die dritte Stelle ein; denn es wird mit seinen etwa 540 000 qkm nur von Rußland und Österreich-Ungarn übertroffen. Bezüg- lich seiner absoluten Bevölkerungszahl steht es unter den Staaten der Erde an fünfter Stelle. Nach den neusten Ermittlungen zählt China 426, Britisch- indien 294, Rußland 128, die Union 73 und das deutsche Reich 56 Millionen Einwohner. Die Volksdichte Deutschlands be- trägt 104. An Großstädten findet man in England 40, Union 38, Deutschland 33, Rußland 19 und in Frankreich 15. Einheitszeit. Alle Orte der Erde, für die die Sonne zur selben Zeit ihren höchsten Stand erreicht (kulminiert), liegen auf derselben Mittagslinie, d. h. sie haben die gleiche Ortszeit. Die Sonne legt nun ihren scheinbaren Kreislauf von 360° in 24 Stunden zurück, demnach 15° in 1 Stunde und Io in 4 Minuten, d. h. der Ortszeitunterschied zwischen zwei neben- einanderliegenden Mittagslinien beträgt 4 Minuten. Da nun der westlichste und der östlichste Ort Deutschlands 17° von- einander entfernt sind, so entsteht für beide ein Zeitunterschied von 17 X 4 = 68 Minuten. Dieser Unterschied verursachte in unserer Zeit des stetig wachsenden Eisenbahnverkehrs mancherlei Unannehmlichkeiten, ja sogar erhebliche Gefahren für das reisende Publikum sowohl, als auch für die Beamten der Eisenbahn. Um diesem Übelstande abzuhelfen, hat die Reichsregierung die Zeit des 15. Längengrades, der Stargard und Görlitz schneidet, als die im Reiche allein gültige festgesetzt. (1. April 1893.) Alle Uhren im Eisenbahnbetriebe müssen nach dieser Zeit reguliert werden. Sie führt den Namen Mitteleuropäische Zeit (M. E. Z.), weil die Staaten Mitteleuropas: Deutschland, Österreich-Ungarn, Schweden sie angenommen haben und Italien, die Schweiz und Dänemark sich ebenfalls anschließen werden.

2. Das Deutsche Reich - S. 155

1905 - Berlin : Mittler
155 dampfer mit einer Besatzung von 6000 bis 7000 Personen und ein Betriebskapital von 110 Mill. Mark. Eine Vorstellung von den Riesenfortschritten dieser beiden Gesellschaften sowie der gesamten deutschen Schiffbaukunst erhält man, wenn man die heutigen Ozeanfahrzeuge mit denen vor 50 Jahren vergleicht. Der 1847 gebaute Segler »Deutschland«, der damals größte und schnellste der Hamburg-Amerika-Linie, hatte nur einen Raumgehalt von 717 Tons, während der im Besitze der Gesellschaft befindliche Postschnelldampfer gleichen Namens, der am 10. Januar 1900 auf der Werft des Vulkan in Stettin vom Stapel lief, 16 502 Tons faßt, also 23 mal größer ist als jener. Im Gegensatz zur Hamburg-Amerika- Linie, die gleich mit Beginn ihres Betriebes den transatlantischen Verkehr mit New York durch eine Anzahl guter Segelschiffe eröffnete, mußte sich der Norddeutsche Lloyd im ersten Jahre seines Bestehens auf einen Verkehr mit England beschränken, da die für die transatlantischen Fahrten erforderlichen Dampfer erst in England und Schottland in Bestellung gegeben werden mußten. Im Sommer 1858 konnte mit dem Dampfer »Bremen« der Schiffsverkehr zwischen Bremen und New York seinen Anfang nehmen. Die Hamburg-Amerika-Linie hatte bereits zwei Jahre früher die beiden Dampfer »Borussia« und »Hammonia« für den Amerikaverkehr in Dienst gestellt. Im Jahre 1860 wurde dem Norddeutschen Lloyd die Beförderung der amerikanischen und englischen Postsachen übertragen, was für die Weiterentwicklung dieses Unternehmens, die durch den amerikanischen Bürgerkrieg in den sechziger Jahren und durch den deutsch-französischen Krieg nur vorübergehend gehemmt wurde, von Bedeutung war. Zu der Linie Bremen —New York, die erst einen vierzehntägigen, seit 1867 aber einen achttägigen Verkehr unterhielt, traten neue Linien nach Baltimore, Westindien und Südamerika hinzu. Die letzt- genannte Linie mußte der fortgesetzten Verkehrssteigerungen wegen in zwei Routen (Brasilien und La Plata) geteilt werden. Die Hamburg-Amerika-Linie, die 1860 bereits 8 Dampfer für den überseeischen Verkehr besaß, dehnte ihre Fahrten nach und nach auf Westindien, Mexiko und Südamerika aus. Das 9. Jahrzehnt wurde für beide Gesellschaften dadurch von größter Bedeutung, daß der Norddeutsche Lloyd zu Anfang der 80 er Jahre Schnelldampfer, die Hamburg-Amerika-Linie gegen Ende dieses Jahrzehnts große und prächtig ausgestattete Doppelschraubendampfer in den Betrieb einstellte. Die Über-

3. Das Deutsche Reich - S. 156

1905 - Berlin : Mittler
156 — fahrt von Deutschland nach New York, die bis dahin über 12 Tage in Anspruch nahm, wurde nunmehr in 8 bis 9 Tagen ausgeführt. Das Jahr 1885 brachte einen für die Weiter- entwicklung des Norddeutschen Lloyd höchst wichtigen Vertrag mit dem Deutschen Reiche, auf Grund dessen von der Ge- sellschaft Postdampferlinien nach Ostasien und Australien ein- gerichtet und unterhalten wurden. Von Bedeutung für die Förderung des deutschen Schiffsbaues war diejenige Be- stimmung des Vertrages, welche forderte, daß die neuen Dampfer auf deutschen Werften gebaut sein mußten. Im Sommer 1886 kamen die Reichspostdampferlinien mit drei großen, von dem Stettiner »Vulkan« gelieferten Dampfern (»Preußen«, »Bayern« und »Sachsen«) zur Eröffnung. Die Hauptlinie nach China erhielt Anschlußlinien nach Japan und Korea, die australische Hauptlinie wurde mit Anschlußlinien nach den Samoa- und Tonjainseln versehen. Gleichzeitig kam auch die Zweiglinie Triest—brindisi—alexandrien in Betrieb. Zehn Jahre später richtete auch die Hamburg-Amerika-Linie, für die mit der Einstellung von Doppelschraubendampfern im Jahre 1889 die Zeit des grösten und schnellsten Aufschwungs begann, eine Linie nach Ostasien ein. Für ihre gewaltigen, herrlich ausgestatteten Postdampfer, mittels deren die Ge- sellschaft den Personen- und Warenverkehr in regelmäßigen Fahrten mit den fremden Weltteilen unterhielt, und die von den Passagieren ihrer außerordentlichen Bequemlichkeit wegen gern benutzt wurden, erhielt sie eine Subvention des Deutschen Reiches. Anfang der 90er Jahre folgte der Norddeutsche Lloyd mit der Einstellung von Doppelschraubendampfern nach und richtete außerdem 2 neue Linien Genua—new York und Bremen—new York ein. Letztere, hauptsächlich für den Frachtverkehr bestimmt, erhielt den Namen Rolandshnie. Als jüngstes Ereignis in der Geschichte der beiden Reederei- gesellschaften mag die Einstellung von modernen Riesenschnell- dampfern in den transozeanischen Verkehr erwähnt werden. Der Norddeutsche Lloyd machte darin mit dem Dampfer »Kaiser Wilhelm der Große«, der im Mai 1897 vom Stapel lief, den Anfang. Als dritten und größten stellte er im vorigen Jahre »Kaiser Wilhelm Ii.« in die Fahrt. Der größte Riesenschnelldampfer der Hamburg-Amerika- Linie ist die am 10. Januar 1900 in Betrieb gestellte »Deutsch- land«.

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 14

1913 - Leipzig : Hahn
t — 14 — Jüngling, und seine vorige, blühende Gestalt wurde ihm bitter vor> gegaukelt. Er konnte es nicht mehr sehen, er verhüllte das Auge, tausend heiße Tränen strömten versiegend in den Schnee, er seufzte nur noch leise, trostlos und sinnlos: „Komm nur wieder, Jugend, komm wieder!" Und sie kam wieder; denn er hatte nur in der Neujahrsnacht so fürchterlich geträumt — er war noch ein Jüngling. Nur seine Verirrungen waren nicht bloß ein Traum gewesen. Aber er dankte Gott, daß er noch jung war und von den schmutzigen Gängen des tasters umkehren und sich auf die Sonnenbahn zurückbegeben konnte, die ins reine Land der ewigen Ernten führt. Aehre mit ihm um, junger Leser, wenn du auf seinen Irrwegen stehst. Dieser schreckende Traum wird künftig dein Richter werden! Aber wenn du einst jammervoll rufen würdest: „Komm wieder, schöne Jugendzeit!" — sie würde nicht wiederkommen. Jean Paul Friedrich Richter. 13. Die deutsche Turnkunst. Wie so viele Dinge in der Welt so hat auch die deutsche Turnkunst einen kleinen, unmerklichen Anfang gehabt. Ich wanderte gegen das Ende des Jahres 1809 nach Berlin, um den Einzug des Königs zu sehen. Bei dieser Feier ging mir ein Hoffnungsstern auf, und nach langen Jrr- jahren und Irrfahrten wurde ich hier heimisch. Liebe zum Vaterlands und eigne Neigung machten mich wieder zum Jugendlehrer, was ich schon so oft gewesen war. Zugleich ließ ich mein „Deutsches Volkstum" drucken. In schöner Frühlingszeit des Jahres 1810 gingen an den schul- freien Nachmittagen der Mittwoche und Sonnabende erst einige Schüler mit mir in Feld und Wald, bald folgten immer mehr und mehr. Die Zahl wuchs, und es wurden Jugendspiele und einfache Übungen vor- genommen. So ging es fort bis zu den Hundstagen, wo eine Unzahl von Knaben zusammenkam, die sich aber bald nachher verlief. Doch sonderte sich ein Kern aus, der auch im Winter als Stamm zusammen- hielt, und mit dem dann im Frühjahr 1811 der erste Turnplatz in der Hasenheide (bei Berlin) eröffnet wurde. Jetzt wurden im Freien öffentlich und vor jedermanns Augen von Knaben und Jünglingen mancherlei Leibesübungen unter dem Namen Turnkunst in Gesellschaft getrieben. Damals kamen die Benennungen Turnkunst, turnen, Turner, Turnplatz und ähnliche miteinander zu- gleich auf. Das gab nun bald ein gewaltig Gelaufe, Geschwätz und Geschreibe. Selbst durch französische Tageblätter mußte die Sache Gaffen laufen. Aber auch hierzulande hieß es anfangs: „Eine neue Narrheit, die alte Deutschheit wieder ausbringen zu wollen." Dabei blieb es nicht. Vorurteile wie Sand am Meer wurden von Zeit zu Zeit ruchbar. Sie

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 42

1913 - Leipzig : Hahn
42 25. Spielkarten. Wer erzählen könnte, was diese zweiunddreißig Blätter in der Welt schon angerichtet haben, brächte leicht eine ganze Bibliothek zusammen. Ja, wenn's noch schwarzer Peter wäre oder so ein „Geduldspiel," wenn man an Langeweile oder Podagra leidet — aber das Spiel ums Geld hat schon Millionen um Haus und Hof, um Ehre und Frieden gebracht. Außer der Schnapsflasche hat der Teufel keine so glückliche Erfindung gemacht als die Aarten. Sie sind eine richtige Mausefalle, die sicher arbeitet. Du könntest dir auch einen Vers daraus machen, geneigter Leser, und dir sagen, was Herz, Eckstein, Schippen (Laub) und das Areu; bedeuten, und brauchtest den Aopf dir nicht besonders darüber zu zerbrechen. Das rote per; sind die blutenden Kerzen daheim von Weib und Rind, deren Vater die Nacht durchspielt und den Erwerb verschwendet, am Eckstein sind Tausende zerschellt, zum schwarzen Laub ist mancher Familienbaum zusammengewelkt, und das Areu; kannst du auf jedes Grab des Glücks, auf die Trümmerhaufen der Menschenherzen setzen, die den Frieden des Herzens verspielt haben. Der alte Flattich im Schwabenland hat's verstanden, schon in der Jugend seinen Buben, deren er etwa dreißig in Aost und Wohnung hatte, und die meist zu kurz oder zu lang waren, um in das Gym- nasium zu paffen, das Kartenspiel gründlich zu versalzen. Er sieht eines Abends spät um elf Uhr noch Licht aus dem Schlaf- zimmer leuchten, schleicht still hinauf: richtig, da sitzen die jungen Herrlein am Tische beim Lichtstümplein und spielen Karten. „Was tausend," sagt er, „ihr könnt Aarten spielen?" und erschreckt sahen die Missetäter den Pfarrer an — und die Aarten fliegen unter den Tisch. „Ach was — holet sie gleich wieder herauf! Ich will mit euch karten, es ist ja ein Zeitvertreib." Also er setzt sich zu ihnen hin, und die Herrlein sind seelenvergnügt, daß der alte Herr die Sache so scherzhaft aufgefaßt hat und kein Spielverderber ist. Es wird also gespielt und wird mittlerweile zwölf Uhr, und der Wächter bläst die Witternacht und singt dazu etwas vom Licht ausblasen; aber der Pfarrer steckt dagegen ein neues Licht auf, und den Herr- lein geht das Licht im Aopfe derweilen langsam aus, denn der Schlaf bläst es aus. Aber da hilft nichts, „wenn man einmal am Aarten ist, wird fortgemacht, 's ist ja ein Zeitvertreib," sagte der Pfarrer. Und es wird ein Uhr und zwei Uhr, und die Aäpfe sind so schwer, daß sie am Halse herumbaumeln wie eine volle Sonnen- blume am schlanken Stengel. Aber es nutzt nichts, sie müssen weiter spielen. Der Morgenwind fängt um drei Uhr schon an zu blasen, und den jungen Herren wird's kalt in ihrem Nachtkostüm; aber der Pfarrer hat einen dicken Hausrock an und spürt gar nichts von der Morgenluft. Da fangen die Herrlein an zu heulen und bitten um Gottes willen, er solle doch aufhören, sie wollten's ihr

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 43

1913 - Leipzig : Hahn
43 Lebtage nicht mehr tun; solch einer Nacht wollten sie gedenken. Da ließ er sie los des Morgens um vier Uhr. Den Tag über hatten sie welke Köpfe und sahen aus wie Rahmsuppen, und am Abend krochen sie in ihr Bett und nahmen keine Karten mit. Es hat auch durchgelangt bei ihnen, und sie haben als Männer später es dem Pfarrer gestanden, daß die Kur gründlich gewesen sei. E. Frommei. 26. Die Heimkehr von der Wanderschaft. Meister Zeiland war der beste Grobschmied im ganzen Lande und der emsigste. Ehe der Tag anbrach, öffnete er seine Werk- stätte mit einem Morgenliede, und dann loderte das Feuer in seiner Esse, und die Blasebälge arbeiteten, und auf drei Ambossen seufzte ohne Unterlaß das sprühende Eisen unter den schweren Hämmern. Den ganzen Tag war er unermüdet bei der Aufsicht und Arbeit; aber wenn um sechs Uhr das Feuer ausgelöscht und die Werkstätte geschlossen war, dann lebte er sich selbst und dem Andenken seiner frohen Tage, und dann war wohl niemand zufriedener und ehrwürdiger als Meister Zeiland, der Grobschmied, Bei heitern Abenden zur Sommer- und Herbstzeit saß er dann oft an seiner Tür auf dem Hofe unter den hohen Nuß- bäumen, die sein Großvater, auch ein Grobschmied wie er, ge- pflanzt hatte, als er nach einem großen Brande das Haus wieder aufbaute. Dann setzten sich meistenteils einige der ältesten Nachbarn um ihn her auf die hölzernen Bänke, und auch die Jüngern Männer versammelten sich um ihn und hörten ihn gern, wenn er von alten Zeiten sprach und den Drangsalen des Krieges und von fremden Städten, in denen er gewesen war, und von seiner Jugend und seinen glücklichen Tagen. Nament- lich erwähnte er oft des Tages seiner Rückkehr von der Wanderschaft. »Mein Vater,“ erzählte er einmal, „war ein tätiger und ernster Mann, der mir nicht erlaubte, viel umherzugaffen, sondern mich von klein auf scharf zur Arbeit anhielt. Was ein fester Baum werden soll, pflegte er zu sagen, das muß im Winde wachsen, und ein Handwerksmann darf nicht erzogen werden wie ein Edelmann. Ich ehrte ihn sehr und war folgsam gegen seine Befehle, weil es Gottes Gebot ist, doch nicht immer mit frohem und vollem Herzen, aber meine Mutter liebte ich über alles und tat alles mit Freuden, was sie mich hieß. Beide waren schon hoch in Jahren, als ich so weit herangewachsen war, daß ich mich auf die Wanderschaft begeben mußte; denn ich war von zehn Kindern das jüngste und nebst einer Schwester

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 86

1913 - Leipzig : Hahn
86 Arbeiter können besondere Arbeitsordnungen erlassen werden. Der Erlaß erfolgt durch Aushang (§ 134e Absatz 2). § 134b. Die Arbeitsordnung muß Bestimmungen enthalten: 1) über Anfang und Ende der regelmäßigen täglichen Arbeitszeit, sowie der für die erwachsenen Arbeiter vorgesehenen Pausen; 2) über Zeit und Art der Abrechnung und Lohnzahlung; 3) sofern es nicht bei den geschlichen Bestimmungen bewenden soll, über dic Frist der zulässigen Aufkündigung, sowie über die Gründe, aus welchen bk Entlassung und der Austritt aus der Arbeit ohne Aufkündigung erfolgen darf; 4) sofern Strafen vorgesehen werden, über die Art und Höhe derselben, über die Art ihrer Festsetzung und, wenn sie in Geld bestehen, über deren Einziehung und über den Zweck, für welchen sie verwendet werden sollen; 5) sofern die Verwirkung von Lohnbeträgen nach Maßgabe der Bestimmung des § 134 Absatz 2 durch Arbeitsordnung oder Arbeitsvertrag ausbedungen wird, über die Verwendung der verwirkten Beträge. § 134 s. Die Arbeitsordnung ist an geeigneter, allen beteiligten Arbeitern zugänglicher Stelle auszuhängen. Der Aushang muß stets in lesbarem Zustande erhalten werden. Die Arbeitsordnung ist jedem Arbeiter bei seinem Eintritt in die Beschäftigung zu behändigen. 8 135. Kinder unter dreizehn Jahren dürfen in Fabriken nicht beschäftigt werden. Kinder über dreizehn Jahre dürfen in Fabriken nur beschäftigt werden, wenn sie nicht mehr zum Besuche der Volksschule verpflichtet sind. Die Beschäftigung von Kindern unter vierzehn Jahren darf die Dauer von sechs Stunden täglich nicht überschreiten. Junge Leute zwischen vierzehn und sechzehn Jahren dürfen in Fabriken nicht länger als zehn Stunden täglich beschäftigt werden. Z 136. Die Arbeitsstunden der jugendlichen Arbeiter dürfen nicht vor fünft einhalb Uhr morgens beginnen und nicht über achteinhalb Uhr abends dauern. Zwischen den Arbeitsstunden müssen an jedem Arbeitstage regelmäßige Pausen gewährt werden. Für jugendliche Arbeiter, welche nur sechs Stunden täglich b^ tchäftigt werden, muß die Pause mindestens eine halbe Stunde betragen. Den übrigen jugendlichen Arbeitern muß uiindestens mittags eine einstündige, sowie vormittags und nachmittags je eine halbstündige Pause gewährt werden. ¿)ex 'Qcxxievxiefymev. Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe preis. Vivos voco. (Gebende rufe ich. Fest gemauert in der Erden steht die Form, aus Lehm gebrannt. Heute muß die Glocke werden, frisch, Gesellen, seid zur Hand! Bon der Stirne heiß rinnen muß der Schweiß, soll das Werk den Meister loben; doch der Segen kommt von oben. Zum Werke, das wir ernst bereiten, geziemt sich wohl ein ernstes Wort. Fulgura frango. Blitze breche ich.) wenn gute Reden sie begleiten, dann fließt die Arbeit munter fort. So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachtn, was durch die schwache Kraft entspringt; den schlechten Mann muß man verachten, der nie bedacht, was er vollbringt. Das ist's ja, was den Menschen zieret, und dazu ward ihm der verstand, daß er im innern Herzen spüret, was er erschafft mit seiner Hand. 42. Das Lied von der Glocke. I. Nortuos plango. Tote beklage ich.

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 89

1913 - Leipzig : Hahn
89 der unter feiner Leitung der Fabrik vorgestanden, übergegangen ist; daß ich mit demselben das Geschäft unter der früheren Firma von „Friedrich Krupp" fortsetzen und in Hinsicht der Güte des Gnßstahls, sowie auch der in meiner Fabrik daraus verfertigten Waren nichts zu wünschen übrig lassen werde. Die Gegenstände, welche in meiner Fabrik angefertigt werden, sind folgende: Gußstahl in Stangen von beliebiger Dicke, desgleichen in gewalzten Platten, auch in Stücken, genau nach Abzeichnungen oder Modellen geschmiedet, z. B. Münzstempel, Stangen, Spindeln, Tuchscherblätter, Walzen und dergl., wie solche nur verlangt und aufgegeben werden, sowie auch fertige Lohgerber-Werkzeuge. Gußstahlfabrik bei Essen, im Oktober 1826. Witwe Therese Krupp, geb. Wilhelmi. Wie es dem Jünglinge damals ums Herz gewesen sein mag, zeigt folgende Stelle in einem später von ihm erlassenen Aufrufe an seine Arbeiter: „Ich stand an dem väterlichen Erbe mit wenigen Arbeitern in einer Reihe. Der ganze Wochenlohn für Schmiede und Schmelzer- betrug damals 1^/2 Taler. Fünfzehn Jahre lang habe ich gerade soviel erworben, um den Arbeitern ihren Lohn auszahlen zu können; für meine eigne Arbeit und meine Sorgen hatte ich nichts weiter als das Bewußt- sein der Pflichterfüllung." Er, der vom siebenten Jahre sein Reitpferd gehabt, mußte jetzt vom frühen Morgen bis zum späten Abend, oft auch die Nacht hindurch, vor Amboß und Esse im Schweiße seines Angesichts sein und seiner Angehörigen tägliches Brot erwerben. „Ich sollte" — so erzählt Krupp einmal — „laut Testament für Rechnung meiner Mutter den Fabrikbetrieb fortsetzen, ohne Kenntnis und Erfahrung, ohne Kraft, Mittel und Kredit. Von meinem 14. Jahre an hatte ich die Sorge eines Familienvaters und die Arbeit bei Tage, des Nachts Grübeln, wie die Schwierigkeiten zu überwinden wären. Bei schwerer Arbeit lebte ich oft bloß von Kartoffeln, Kaffee, Butter und Brot, ohne Fleisch, mit dem Ernste eines bedrängten Familienvaters, und 25 Jahre lang habe ich ausgeharrt, bis ich endlich bei allmählicher Besserung der Verhältnisse eine leidliche Existenz errang. Meine letzte Erinnerung aus der Vergangen- heit ist die so lange dauernde, drohende Gefahr des Untergangs und die Überwindung durch Ausdauer, Entbehrung und Arbeit, und das ist es, was ich jedem jungen Manne zur Aufmunterung sagen möchte, der nichts hat, der nichts ist und was werden will." — Im Jahre 1873 waren 25 Jahre verflossen, seitdem Krupp die Fabrik selbst übernommen hatte. Von seiten seiner Arbeiter war eine große Feier geplant; aber Krupp, der kein Freund von festlichen Veran- staltungen war, verreiste auf unbestimmte Zeit. So blieb seinen An- gestellten nichts anderes übrig, als das Geschenk, ein eichenes Schreibpult, in sein Zimmer zu stellen. Krupp gedachte indes des Tages in anderer Weise. Das Symbol seines arbeitsvollen Lebens war ihm jenes ein- stöckige Stammhaus, das er in pietätvoller Erinnerung an seiner Stelle beließ und ganz nach der ersten Einrichtung wiederherstellte. Unter eine

9. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 122

1913 - Leipzig : Hahn
122 schälten die Pflöcke und verwandelten sie in eine mehlartige Masse. Diese wurde in einem großen Bottich mit allen anderen Bestandteilen, die zur Herstellung des Papiers notwendig sind, vermischt. Der Brei kam nun in die Papiermaschine. Um 9 Uhr 20 Minuten ging der erste Bogen Papier fertig aus der Maschine hervor. Die beiden Fabrikanten sprangen in bereit- stehende Wagen und fuhren mit dem Bogen in eine vier Kilo- meter entfernte Zeitungsdruckerei. Der Satz stand in Bereit- schaft, um 10 Uhr druckte man und hatte im Nu eine Zeitung vom Tage und mit dem Datum des Tages in der Hand. Es war also nur eine Zeit von 2 Stunden 25 Minuten notwendig gewesen, um einen lebenden, blühenden Baum in eine Zeitung zu verwandeln. Dabei wären noch 30 Minuten zu sparen ge- wesen, wenn sich nämlich die Zeitungsdruckerei in nächster Nähe der Papierfabrik befunden hätte. Auf diese großartige Erfindung, die rauschenden Bäume des Waldes in Zeitungsblätter zu verwandeln, braucht sich in- dessen die moderne Welt nicht viel einzubilden. Zu allem Papier unserer Zeit wird ja vorwiegend Holzfaserstoff verwendet, und das Papier ist schön und glatt und seidenartig; die schönsten und zärtlichsten Dinge lassen sich darauf schreiben, welche die Herzen entzücken, und mächtige, weltbewegende Dinge lassen sich darauf drucken, die die Geister entflammen. Aber dieses Papier aus Holzfaserstoff ist nicht dauerhaft. Vier, fünf Jahre, und es ist eine fettige, braune Masse. Zehn Jahre, es wild brüchig und beginnt zu zerfallen. Zwanzig Jahre — was wird da sein ? So alt ist der allgemeine Gebrauch des Holzstoffs noch nicht. Aber wenn er so alt sein wird? Was wird da geschehen? Alle diese Massen von Zeitungen, die einen so treuen Spiegel ihrer Zeit bildeten, eine so unerschöpfliche Fundgrube zum Studium der Dinge und Menschen in einer großen Kulturepoche bilden — sie werden einfach zerfallen. Zerfallen werden die unzähligen Bücher, die man in den Bibliotheken anhäuft, alle die welt- erschütternden Dramen unserer jungen Dichter, alle ihre Verse werden zerfallen. — Vor wenigen Tagen machte ich einen merkwürdigen Spazier- gang durch die Jahrhunderte. Ich erging mich in dem Prunk- saal der Wiener Hofbibliothek. Dort sind jetzt die Bücherschätze von Jahrhunderten ausgestellt, namentlich aus dem Gutenberg- Zeitalter. Man kann da sehen, wie die Bücher und Flugschriften beschaffen waren, bevor der Junker Johann Gensfleisch von Sorgenloch zum Gutenberge die zerlegbaren Typen erfand, man kann seine herrliche 42zeilige Bibel bewundern und viele Bücher, die nach ihr kamen. Und das Papier der berühmten Bibel ist heute, nach fünfthalb Jahrhunderten, glatt, schön und rein, ohne Flecken, ohne Risse und Brüche. Mit ihrem gelblich-weißen

10. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 208

1913 - Leipzig : Hahn
203 Das war unser erster Besuch an der Börse, mit dem wir uns be- gnügen wollen. Von dem einen Besuch aber möge der Leser, der ihn im Geiste mitgemacht hat, den festen Vorsatz mitnehmen, nicht an der Börse zu spielen, das heißt zu spekulieren. Das Spekulieren ist viel schlimmer als Monaco und für den Spekulanten, der nicht täglich an die Börse geht, geradezu eine Narrheit. osu« m°ußm°nn. 92. Das Reisen sonst und jetzt. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts verstand es sich ganz von selber, daß es jedem guten Bürger, der seinen Heimatort einmal auf einige Tage verlassen und eine Reise antreten mußte, höchst vernünftig vorkam, hierzu die Erlaubnis der hohen Behörde nachzusuchen und sich von ihr einen recht hübsch gedruckten und wohlgestempelten Bogen auszubitten, den mau Reisepaß nannte. Darin stand denn angemerkt, daß der gute Bürger ein ganz ordentlicher, anständiger Mensch sei, der die Erlaubnis erhalten habe, innerhalb einer genau angegebenen Zeit eine Reise nach Dingskirchen zu machen. Sehr gewissenhaft war auch darin der „Zweck der Reise" notiert; denn die Behörde mußte doch wissen, weshalb ein guter Bürger zu dem sonderbaren Entschluß gekommen sei, sich von seinem Heimatort zu entfernen. Um jede Verwechselung zu vermeiden, wurde sorgsam sein Name, sein Geburtsort, sein Alter, seine Statur, sein Aussehen von Kopf bis Fuß in dem Druckbogen verzeichnet; selbst die Warze auf der Wange, das Schielen mit einem oder mit beiden Augen und andere „besondere Kennzeichen" wurden von dem gewissenhaften Beamten angemerkt. Die Dienstfertigkeit der Behörden war oft so groß, daß es unter günstigen Umständen schon vierundzwanzig Stunden nach seinem Gesuch um einen Paß einem guten Bürger möglich wurde, seine Reise anzutreten. Wenn er dann mit seinem guten Fuhrwerk ganze acht Meilen den Tag über zurückgelegt hatte und am Abend seinen Paß am Tor der fremden Stadt der Polizeiwache vorzeigte, nachdem er bloß zweimal auf der Land- straße von Gendarmen angehalten worden war, um sich zu legitimieren, so pries er Gott für den Segen, in einem zivilisierten Staate zu wohnen, und schlief im Gasthof mit dem schönen Bewußtsein ein, daß er trotz der weiten Entfernung von der Heimat geborgen sei, weil das Auge der Obrigkeit über ihm wache. Im zweiten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts kam die Fahrpost auf, die nicht bloß am Tage, sondern auch nachts sechs mit Pässen wohl legitimierte Passagiere im Hauptwagen und zuweilen — wenn die Reise- lust sehr groß war — in einem oder gar zwei Beiwagen je vier Passa- giere in die Welt hinaus beförderte. Ja, es gab Tage, wo die Post- halter in den kleinen Städten auf der Hauptstraße des Reiseverkehrs erschreckt und überrascht wurden durch drei Beiwagen, die weiter befördert werden mußten. Aber die gute Ordnung unseres Staatswesens half auch in solch außerordentlichen Fällen über alle Verlegenheiten der Posthalter
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